Kaum ist eine Krise für PC-Hersteller beendet, liegt schon eine weitere in der Luft. Noch im letzten Jahr kletterten die Preis für neue Notebooks und ultramobile Computer wegen mangelhafter Verfügbarkeit von Flashspeichern nach oben. Speicherhersteller kamen lange Zeit mit der Produktion nicht nach. Nun sind es Prozessoren, die knapp werden: Intel kommt mit seiner Produktion von Chips im modernen 14 Nanometer-Verfahren nicht hinterher. CPUs wie der Core i7-8700K sind daher rar und teurer geworden.
Das Portal Golem meldet einen Preisanstieg des Intel Core i7-8700K seit der Markeinführung vor einem Jahr um bis zu 100 Euro. Rund 450 Euro kostet dieser Prozessor derzeit, der in sehr schlanken Computern schnellste Performance verspricht. Marktanalysten gehen davor aus, dass die Verknappung von Intel-CPUs bis in das nächste Jahr andauern wird. Es sei mit Preiserhöhungen zu rechnen. Sicher ist aber nichts.
Denn ob PC-Hersteller die gestiegenen Preise für Intel-Prozessoren an Verbraucher weiterreichen, ist keineswegs sicher. Das war teilweise auch schon bei der Flash-Krise 2017 zu beobachten: Statt Preise zu erhöhen, entschieden sich viele Hersteller, ihre für Privatkäufer gebauten Notebooks abzuspecken und kleinere, günstigere Speicherbausteine in ihre Geräte einzubauen. Kunden erhielten dann zwar Notebooks zum stabilen Preis, aber mit eben weniger Speicherkapazität.
Ob PC-Hersteller die gleiche Strategie bei der aktuellen Knappheit von CPUs fahren werden, ist noch unklar. Denn sie könnten oder müssen sogar Komponenten von Intel-Konkurrent AMD kaufen.
Angesichts der Knappheit von CPUs hat Intel nämlich klare Prioritäten bei der Belieferung seiner Händler und PC-Fertiger gesetzt: Zunächst kommen PC-Hersteller zum Zug, die Highend-Computer für Business-Anwender bauen.
Momentan ist die Nachfrage nach PCs relativ stabil. Zwischen Juli und September 2018 wurden weltweit über 67 Millionen Computer verkauft – genauso viele wie ein Jahr zuvor. Dass der jahrelang rückläufige Absatz von PCs gestoppt ist, liegt Analysten zufolge daran, dass immer mehr Firmenkunden ihre alten Computer gegen Neugeräte mit Windows 10-Betriebsssystem austauschen. Die Nachfrage nach Consumer-Rechnern, die für Privatpersonen gedacht sind, sank im Sommerquartal allerdings.
Teurere Intel-CPUs aufgrund geringer Fertigungskapazitäten, sinkende PC-Nachfrage der Verbraucher und der knallharte Wettbewerb unter den wenigen noch im Weltmarkt verbliebenen PC-Herstellern könnte am Ende dazu führen, dass die Hersteller vor dem so wichtigen Weihnachtsgeschäft doch nicht an der Preisschraube nach oben zu drehen wagen.
Im Übrigen haben Verbraucher seit einigen Jahren schon eine gute Alternative zum Neukauf eines Notebooks oder Desktops. Es gibt mittlerweile ein stetig steigendes Angebot an gebrauchten Computern. Zwei oder drei Jahre alte, generalüberholte Geräte sind äußerst leistungsstark und zuverlässig. Von Preisschwankungen wie bei Neugeräten sind die Refurbished-Notebooks oder Laptops kaum betroffen.