Ist die Abschaffung der 500 Euro-Scheine die Vorstufe für ein gänzlich bargeldloses Leben? Daran jedenfalls glauben Anhänger von Verschwörungstheorien. Ihre Ängste schürenden Bücher über die angeblich staatlich gelenkte Beseitigung des Bargelds verkaufen sich derzeit blendend. Warum? Weil viele Deutsche an ihrem lieb gewonnenen Bargeld hängen. Mobile Payment, also das Bezahlen mit dem Smartphone oder kontaktlosem Bezahlen mit speziell dafür ausgestatteten Kreditkarten, ist in Deutschland, anders als beispielsweise in Großbritannien, noch wenig verbreitet. Für zwei von drei Deutschen sind solche Bezahllösungen noch keine Alternative, hat die Postbank in einer aktuellen Studie ermittelt.
Erst 14 Prozent nutzen Mobile Payment, bei den jüngeren Deutschen sind es 20 Prozent. Der Grund: Die Deutschen haben eine tiefe Verbundenheit zum Bargeld. Nur 16 Prozent würden sich freuen, wenn es in der Zukunft keine Scheine und Münzen mehr gäbe.
Größter Haken in einer Welt ohne Scheine und Münzen aus Sicht der Bargeld-Fans: die Abhängigkeit von Technik. Zudem steige die Gefahr, Opfer von Cyberkriminalität zu werden oder ältere Menschen auszugrenzen, weil diese mit der Technik nicht zurechtkommen. Außerdem sind die Bargeld-Anhänger besorgt, dass ohne echtes Geld in der Tasche die Wertschätzung dafür verloren geht und die Kontrolle über die Ausgaben entgleiten könnte.
Die Bargeld-Gegner führen ihrerseits vor allem die Vorzüge mobiler Bezahlverfahren an: Keine Münzen und Scheine mitnehmen zu müssen, sei komfortabler und flexibler, auch bei kleinen Beträgen. Sie sehen Bares mehrheitlich als Risikofaktor: Ohne Bargeld weniger Raubüberfälle, Diebstähle, Geldwäsche und Schwarzarbeit, schreibt die Postbank. Und sie ist sich sicher: "Wenn es immer mehr Angebote gibt, werden sich auch immer mehr Menschen von den Vorzügen der mobilen Bezahlangebote überzeugen können und sie für sich entdecken. Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, wird diese smarten und bequemen Lösungen regelmäßiger nutzen wollen."